Du warst über 45! Jahre in unserer Kirchgemeinde aktiv als Kirchenmusikerin. Erzähle uns von deinen Anfängen und deiner weiteren Entwicklung als Kirchenmusikerin in unserer Kirchgemeinde.
Ich bekam als frischgebackene Lehrerin im Zeitalter des Lehrerüberflusses meine Stelle in Grabs wohl wegen dem zusätzlichen Orgeldiplom (der Pfarrer war damals auch im Schulrat.)
Anfangs spielte ich nur aushilfsweise. Später, während der Familienzeit, einen Sonntag pro Monat, wenn mein Mann zuhause war. Danach begann ich mich während 6 Jahren weiterzubilden in kirchlicher Popularmusik, Chorleitung und Bandleitung, Gospel und Jazz und das höhere Orgeldiplom und übernahm dann immer mehr Orgeldienste und Musikprojekte.
Was waren deine eindrücklichsten Erlebnisse in dieser Zeit?
Einmal bekam ich ein Kompliment einer fremden Organistin für meine «leichtfüssige» Spielweise. Sie kam nach dem Gottesdienst hoch, um mich nach meinem Orgellehrer zu fragen. Es stellte sich heraus, dass wir den gleichen Lehrer hatten mit seinem unverwechselbaren, fröhlichen Stil.
Meine Highlights waren immer wieder gemeinsame Projekte. Ich liebe es, mit anderen zusammen zu musizieren: Z.B. Orgel und Trompete, Streichtrio, Alphörner, Hackbrett, E-Gitarre (!); das Musiktheater Narnia, zu dem ich die Musik zusammen mit der Kollegin selber schrieb. Und dann natürlich die Gospelprojekte (Jugendgospel, Weihnachtsgospel), die mich total beflügelten und total forderten, insbesondere auch das von mir gegründete Gospel im Werdenberg Projekt.
Dir war der lebendige Glaube an Jesus Christus immer sehr wichtig. Kannst du uns etwas dazu sagen?
Der Glaube ist meine Lebensgrundlage und prägt auch meine Musik. Ich möchte mit meiner Musik Herzen berühren, das Thema eines Gottesdienstes vertiefen und unterstützen und in den Projekten nicht nur proben, sondern auch persönliche Glaubensanstösse weitergeben. Ich finde schöne Musik, speziell das Singen von Glaubensliedern jeglicher Couleur, bringt uns einander und Gott näher und öffnet mir das Herz für Sein Reden.
Die Musik war mir oft auch selber eine Hilfe: Z.B. Liedtexte, die mich trösteten oder bei Wut und Verzweiflung spielte ich auf der Orgel so laut wie möglich, bis die Scheiben klirrten… Und generell weckt die Musik immer wieder Freude, Zuversicht und Dankbarkeit in mir, sei es im selber Musizieren oder beim Zuhören.
Wofür bist du dankbar?
Ich bin dankbar, dass ich als «Spätberufene» noch Musik studieren durfte. Dankbar auch für viele gelungene Musikanlässe, wo sich Menschen mitengagierten mit viel Freude und Herz! Und ich bin dankbar, dass ich immer genug Kraft bekam, alle Herausforderungen zu meistern.
Wie siehst du die Zukunft der Kirchenmusik und der Kirche?
Die Kirchenmusik wird vielfältiger, von Volksmusik über Pop, Rock, Gospel, Jazz und Klassik bis zur Orgelmusik soll alles Platz haben, sie soll so vielfältig sein wie die Menschen. Wichtig ist die Gesinnung dahinter und dass sich die Musik und die Musiker/innen in den Dienst der christlichen Botschaft stellen.
Was wünschst du deinem Nachfolger, Stefan Wieske?
Ich wünsche ihm offene Türen bei den Grabsern und dass er hineinwächst in unsere vielseitige Gemeinschaft. Ich hoffe, dass er viele Menschen durch seine Musik anspricht und mithinein nehmen kann in unser Gemeindeleben.
Was hast du alles vor oder nicht mehr vor als pensionierter Mensch?
Wieder mehr Outdooraktivitäten, kreativ sein, mehr Zeit haben für Beziehungen und Konzertbesuche und zum Komponieren. Ausserdem wollen wir mehr unterwegs sein mit unserem Camper-VW-Büssli. Da kommt öfter auch das E-Piano und die Trompete mit, samt Trompeter natürlich.